PENG-Block: verkürzter Spitalaufenthalt nach Hüftoperationen
Patientinnen und Patienten können nach dem minimalinvasiven Einsetzen einer Hüfttotalprothese dank PENG-Anästhesieblock (Pericapsular Nerve Group, perikapsuläre Nervenblockade) einen Tag früher nach Hause. Dies das sehr konkrete Ergebnis einer von Dr. med. Matthieu Hanauer geleiteten Studie.
«Ziel war es, die Auswirkungen dieses Anästhesieblocks – sprich der Injektion eines Betäubungsmittels in Nervennähe – auf die drei Faktoren Schmerzintensität, konsumierte Morphinmenge und Dauer des Spitalaufenthalts hin zu untersuchen», resümiert Dr. med. Matthieu Hanauer, Erster Oberarzt der Abteilung Orthopädische Chirurgie und Traumatologie unter der Leitung von Prof. Dr. med. Moritz Tannast. Zur Erinnerung: Diese gezielte Anästhesietechnik betäubt nur den sensiblen Teil der Nerven, ohne dabei jedoch deren motorischen Fähigkeiten zu beeinträchtigen. Im Rahmen der Studie wurden zwei elektive Eingriffe genauer unter die Lupe genommen: das minimalinvasive Einsetzen einer Hüfttotalprothese und die chirurgische Hüftluxation zur Behebung von Fehlstellungen bei jungen Patientinnen und Patienten, um die Entstehung von Arthrose zu verzögern oder zu verhindern.
Für die chirurgische Hüftluxation führte die Studie mit 78 teilnehmenden Patientinnen und Patienten im Zeitraum von Juni 2022 bis November 2023 zu keinen nennenswerten Ergebnissen. «Der für den Zugang zum Hüftgelenk erforderliche Knochenschnitt ist höchstwahrscheinlich der Grund, warum das Betäubungsmittel nicht die erhoffte Wirkung erzielt hat», erklärt Dr. med. Hanauer. Der Fokus liegt daher auf dem minimalinvasiven Einsetzen einer Hüfttotalprothese. Die Studie untersuchte 70 Patientinnen und Patienten, die im Zeitraum von Juni 2022 bis April 2023 operiert wurden. «Die Teilnehmenden wurden nach dem Zufallsprinzip in zwei verschiedene Gruppen eingeteilt: Die eine davon erhielt ein Placebo, die andere den PENG-Block.»
Konkrete Auswirkungen für Patientinnen und Patienten
Das Schmerzniveau und die Morphinmenge wurden von den medizinisch-pflegerischen Teams der Abteilungen Anästhesiologie und Orthopädie in den ersten 24 Stunden nach dem Eingriff engmaschig überwacht. «Die berichteten Schmerzen waren in beiden Gruppen gleich, wobei der Morphinverbrauch mit PENG-Block etwas (wenn auch kaum messbar) geringer ausfiel. Allerdings verliessen die Patientinnen und Patienten, die den Anästhesieblock erhalten hatten, das Spital einen Tag früher.» Das ist in erster Linie für die Patientinnen und Patienten, aber auch für das Spital, ein unbestreitbarer Vorteil. «Abgesehen davon, dass die Kosten für einen weiteren Tag im Spital eingespart werden können, werden dadurch Betten frei und es können zusätzliche Patientinnen und Patienten behandelt werden. Die Anzahl der operierten Personen steigt somit, was wiederum zu verkürzten Wartezeiten führt und dem HFR zusätzliche Einnahmen beschert.»
Wie geht es nun weiter? «Bei Patientinnen und Patienten, denen minimalinvasiv eine Hüfttotalprothese eingesetzt wird, werden wir den PENG-Block in Zukunft durchgängig anwenden.» Die Ergebnisse werden demnächst in einer international renommierten wissenschaftlichen Zeitschrift veröffentlicht, was andere Spitäler künftig dazu veranlassen dürfte, es dem HFR gleichzutun.
Dr. med. Hanauer, der im Jahr 2024 als Fellow am Southmead Hospital Bristol – einem der führenden Zentren für Beckentraumatologie in England – tätig sein wird, freut sich über die Veröffentlichung dieser multidisziplinären Studie, an der er fast drei Jahre lang gearbeitet hat. «Die Kombination von klinischer und akademischer Tätigkeit ist natürlich stimulierend, aber vor allem gibt sie einem ganz konkret die Möglichkeit, die Behandlung der Patientinnen und Patienten im Alltag zu verbessern.»