Pflege beginnt mit der Sprache

Sowohl deutsch- wie französischsprachige Freiburger Patienten möchten im Spital in ihrer Muttersprache betreut werden. Aus diesem Grund frischt das HFR-Personal seine Sprachkenntnisse in einem massgeschneiderten Unterrichtsprogramm auf. Denn wer die Sprache seines Gegenübers spricht, gewinnt eher sein Vertrauen. Und das kommt auch der Pflegequalität zugute.

Ins Spital kommt man selten freiwillig. Wenn die eigene Gesundheit auf dem Spiel steht, möchte man daher verstehen, was geschieht – und selbst verstanden werden. Hier kommt die Sprache ins Spiel, noch bevor die medizinische Versorgung überhaupt beginnt. Das HFR ist, wie der gesamte Kanton Freiburg, offiziell zweisprachig: Jeder Patient – deutsch- oder französischsprachig – darf daher erwarten, in seiner Muttersprache betreut zu werden.

«Das Ziel ist, dass die Mitarbeitenden ebenso sehr auf ihre Sprachkenntnisse wie auf ihre Fachkompetenzen vertrauen»

So weit die Theorie. In der Praxis sind zweisprachige Personen (mit den gesuchten Qualifikationen!) schwer zu finden. Die Französisch- bzw. Deutschkenntnisse aus der Schulzeit sind zudem oft in den Hintergrund gerutscht. Aus diesem Grund bietet das HFR seinen Mitarbeitenden seit mehreren Jahren ein Sprachprogramm an. «Das Ziel ist, dass die Mitarbeitenden ebenso sehr auf ihre Sprachkenntnisse wie auf ihre Fachkompetenzen vertrauen», so Daniela Lurman-Lange, Verantwortliche für Mehrsprachigkeit und Deutschlehrerin am HFR. «Mitarbeitende wollen die Patienten verstehen und das Wichtigste sagen können. Und Spass soll das Ganze auch machen!» 

«Hauptsache man traut sich» 

Ein wichtiges Stichwort: Erfolgt das Erlernen oder Auffrischen der anderen Sprache in einem angenehmen Rahmen, kann es einem die Tür zu einer anderen Kultur öffnen. Sprache wird dann ein Mittel, um auf den Patienten zuzugehen, ihn kennenzulernen und zu verstehen. Kurz, ihn besser zu betreuen. Um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, stehen den Mitarbeitenden verschiedenste Möglichkeiten zur Verfügung: Jahres- oder Dreimonatskurse, ELearning, Sprachtandems, zeitweilige Arbeitseinsätze an einem anderssprachigen HFR-Standort, Bücher, Filme usw. «Grammatikfehler gehören dazu», schmunzelt die Verantwortliche. «Hauptsache, man traut sich zu reden.» 

Und wie lernt man effizient? Zum Beispiel in den praxisorientierten Berufsbasiskursen, intern kurz BBK genannt. Während dreier Monate lernen oder vertiefen die Teilnehmenden – bis jetzt bereits hunderte Mitarbeitende aus Ärzteschaft, Pflege, Logistik und Verwaltung – Standardsätze, die ihnen in ihrem Arbeitsalltag von Nutzen sind. «Das ist sehr konkret», betont Daniela Lurman-Lange. «Zum Beispiel machen wir oft Rollenspiele, in denen der Mitarbeitende sich selbst oder einen Patienten, einen Kollegen usw. spielt. Die Kurse sind auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden zugeschnitten. Der Inhalt ist damit variabel und lässt sich an die verschiedenen Berufe und Abteilungen anpassen.» Auch hier steht der Patient im Mittelpunkt. «Wenn sich die Pflegenden wohlfühlen, tun dies auch die Patienten. Und das ist das Wichtigste!»