«Ich erwarte einen Schub an Innovationen»

Mit der Einführung des Masters in Humanmedizin 2019 durch die Universität Freiburg erhält das HFR den Status einer universitären Ausbildungsklinik. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit verpflichtet sich das Spital der Exzellenz in der klinischen Forschung – wie dies auch in der Spitalstrategie 2030 definiert ist. Für das Jahr 2020 lanciert das HFR nun eine Ausschreibung für Forschungsprojekte. Prof. Dr. med. Moritz Tannast, Chefarzt der Klinik für Orthopädische Chirurgie und Traumatologie und Professor an der Universität Freiburg, über die Bedeutung der Forschung in der Medizin und die HFR-Forschungsgrants 2020.

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Prof. Dr. med. Moritz Tannast

Prof. Moritz Tannast

Weshalb braucht es überhaupt Forschung?
Prof. Moritz Tannast: Für eine gute medizinische Qualität der Versorgung braucht es zusätzlich die klinische Forschung – aus verschiedenen Gründen. So verlangen verschiedene Facharzt-Reglemente explizit Zugang zu klinischer Forschung oder zwingend Publikationen zur Erlangung des Titels. Und heute ist es so, dass die Mitarbeiter durch ihre tägliche Arbeit so absorbiert sind, dass ihnen wenig Zeit für die Forschung bleibt – vielleicht gar nur in ihrer Freizeit. Deshalb ist es wichtig, dass wir ihnen eine sogenannte «geschützte Zeit» für die Forschung geben können. Verschiedene Studien belegen, dass Spitäler, in denen Forschung betrieben wird, bessere klinische Resultate erzielen. Zum Beispiel beim Darmkrebs: So zeigt eine Studie aus England*, dass die Patienten bessere Überlebenschancen haben, wenn ein Spital stark in der Forschung involviert ist. Forschung ermöglicht die stetige Verbesserung der Behandlungen und Therapien. Und das ist wirklich wichtig; deshalb braucht es Forschung.

Zudem ermöglicht die Forschung, dass man hochqualifiziertes medizinisches Personal ans HFR holen kann, das gerne hier arbeitet. In der Forschung gibt es einen Ausdruck «publish or perish», entweder man publiziert oder man ist weg vom Fenster, und das stimmt. Aber es gibt noch viele weitere Gründe: Forschung ist für die akademische Laufbahn wichtig. Nicht nur die Anzahl Publikationen zählt, sondern auch die Titel. Um das Renommee des HFR zu stärken, braucht es Ärzte mit einem akademischen Leistungsausweis wie einem Privatdozententitel. Aus eigener Erfahrung weiss ich, was ein Professorentitel diesbezüglich bedeutet, er hat meine Zuweisungen etwa um den Faktor 5 verstärkt.

Welche Bedeutung hat der Master in Humanmedizin für die Forschung?
Zusammen mit der Universität nehmen wir einen Forschungsauftrag wahr. Im Spital haben wir das Privileg, dass wir Forschung an Patienten, beziehungsweise an deren Daten, betreiben können. Dies ist sehr wichtig für das Forschungsportfolio, das wir anbieten können. Am HFR arbeiten sehr gute, innovative und zum Teil hochspezialisierte Leute mit einer internationalen Ausstrahlung, die diesen Auftrag auch umsetzen können.

Wie muss sich die «Forschung an Patienten» vorstellen?
Es geht vor allem darum, dass man mit bestehenden Daten und innovativen Ideen neue Methoden umsetzt. Die Forschung an Patienten ist vor allem retrospektiv. Das heisst, man schaut, wie es den Patienten ergangen ist und was man aus den Daten lernen kann. Deshalb führen wir am HFR auch den Generalkonsent ein: Damit kann jeder Patient zur Forschung beitragen, indem er seine Daten zu Verfügung stellt – natürlich in anonymisierter Form. Diese Daten ermöglichen uns, die Qualität der Behandlung zu überprüfen: Wie liegen die Überlebenschancen von Darmkrebspatienten bei uns? Wo stehen wir? Als Teil der Forschungsgruppe erhält man zudem Zugang zu neuen Medikamenten, die noch nicht auf dem Markt sind und die man ohne Forschung nicht erhalten würde.

Zurück zu den Forschungsgrants: Wer profitiert konkret davon?
Wir haben diesbezüglich eine klare Limite: Nur Ärzte, die am HFR angestellt sind, können HFR-Forschungsgrants erhalten.

Wer finanziert die Forschungsgrants?
Das HFR erhält Forschungsgelder des Kantons, die ausschliesslich für die klinische Forschung eingesetzt werden. In den vergangenen Jahren gab es allerdings keine echte Struktur, um diese Forschungsarbeiten zu begleiten. Dies soll sich mit der Ausschreibung für die Forschungsgrants 2020, mit klaren Regeln und maximal 30'000 bis 40'000.- pro Projekt, nun ändern. In Zukunft wollen wir die unterstützten Projekte besser nachverfolgen können und auch mehr Transparenz schaffen. Deshalb werden wir eine Stiftung gründen. Diese könnte auch zusätzlich durch Sponsoren, Spender usw. unterstützt werden. Eigentlich sollte die Stiftung schon dieses Jahr gegründet werden, doch die Covid-Epidemie hat uns etwas gebremst. Deshalb wird die eigentliche Stiftung erst 2021 zur Verfügung stehen, was aber die Ausschreibung der Forschungsgrants 2020 nicht behindert.

Welche Erwartungen haben Sie an die Grants?
Ich erwarte eigentlich einen Schub an Innovationen und dass sie das Forschungsinteresse wecken! Viele Ideen liegen derzeit brach und können nicht umgesetzt werden. Dank den Forschungsgrants können diese nun realisiert werden. Deshalb lancieren wir diese Ausschreibung und als zusätzliche Motivation den «HFR Forschungspreis 2020» für das beste Projekt.

*Downing et al, High hospital research participation and improved colorectal cancer survival outcomes: a population-based study, Gut. 2017 Jan;66(1):89-96

Für das Jahr 2020 führt das HFR eine Ausschreibung für Forschungsprojekte ein. Mit den «HFR Forschungsgrants 2020» werden ausschliesslich patientenorientierte, klinische Forschungsprojekte unterstützt.

Die Kommission «Forschungsgrants 2020» zeichnet zudem das beste Projekt aus. Der Forschungspreis 2020 ist mit 5000.- dotiert - mit der Unterstützung des Ärztekollegiums.

Anmeldung bis 30. Juni 2020.

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