Herz-Eingriff: Schweizer Premiere am HFR

Vorhofflimmern ist die häufigste Art von Herzrhythmusstörung und geht unter anderem mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle und Herzversagen einher. Die wirksamste Behandlung besteht in der Isolation der Lungenvenen. Dr. med. Hari Vivekanantham, Oberarzt der Klinik für Kardiologie des HFR, und Dr. med. Etienne Delacrétaz, Leitender Arzt, haben kürzlich erstmalig in der Schweiz als Ansatz den intrakardialen Ultraschall gewählt. Dieser macht die Herz-Eingriff ganz ohne Röntgenstrahlen möglich.

Damit das Herz schlägt, müssen sich Millionen von Muskelzellen im Herzen rhythmisch und synchronisiert zusammenziehen und entspannen. Ist dieser Ablauf gestört, spricht man von einer Herzrhythmusstörung. Vorhofflimmern äussert sich durch einen unregelmässigen Herzrhythmus, der von den oberen Kammern, den Vorhöfen, ausgeht. Die Erkrankung erhöht das Risiko von Herzversagen und Schlaganfällen.

Die wirksamste Behandlung besteht in der elektrischen Isolation der Lungenvenen. Dieses rund zweistündige Verfahren wird am HFR mehr als hundert Mal pro Jahr durchgeführt. Die Kardiologin oder der Kardiologe führt dabei über die rechte Leiste (Femoralvene) Katheter in den rechten und den linken Vorhof des Herzens ein. Der Eingriff findet im Herzkatheterlabor unter Vollnarkose statt und erfordert üblicherweise die Verwendung eines Röntgengeräts, damit sich die operierende Ärztin oder der operierende Arzt im Herzen zurechtfinden kann.

Verfahren ohne Röntgenstrahlen
Bei der kürzlich von Dr. med. Vivekanantham und Dr. med. Delacrétaz verwendeten Technik wird auf Röntgenstrahlen verzichtet. Stattdessen wird eine Ultraschallsonde durch die Femoralvene in das Herz eingeführt. Dieses Verfahren bietet mehrere Vorteile: Der intrakardiale Ultraschall ermöglicht eine genaue Darstellung der Anatomie des Herzinneren und erlaubt eine präzise Führung, insbesondere bei der Punktion zwischen den beiden Vorhöfen, der entscheidenden Etappe des Eingriffs. Die Operateurin oder der Operateur und das übrige OP-Personal müssen keine schweren Bleischürzen tragen, um sich vor Röntgenstrahlen zu schützen. Die Patientinnen und Patienten sind keinerlei Strahlung ausgesetzt (wobei die verwendeten Dosen bei dieser Art von Verfahren insgesamt niedrig sind). Während die intrakardiale Ultraschallsonde in vielen Schweizer Spitälern als Ergänzung zur Röntgenkontrolle eingesetzt wird, ist die von Dr. med. Vivekanantham angewandte Technik zur Isolierung der Lungenvenen ohne Einsatz von Röntgenstrahlen eine Premiere in der Schweiz.

In Nordamerika wird dieser Ansatz breit eingesetzt. Dr. med. Vivekanantham, der seinen Master an der Medizinischen Fakultät der Universität Genf erlangte, erlernte diese Technik während seiner Spezialisierung auf Elektrophysiologie und Herzschrittmacher, die er in den letzten drei Jahren in Kanada absolvierte. Als er im vergangenen Mai ans HFR zurückkehrte und zum Oberarzt ernannt wurde, setzte er das auf der anderen Seite des Atlantiks erworbene Wissen umgehend um, um es den Patientinnen und Patienten des HFR zugute kommen zu lassen.

Das Verfahren ermöglicht zwar eine bessere Visualisierung, mehr Sicherheit und die Vermeidung von Röntgenstrahlung, allerdings stellen die zusätzlichen Kosten für die Ultraschallsonde derzeit ein Hindernis für deren Anwendung dar.

Frühzeitig erkennen und behandeln
Es gibt viele Risikofaktoren für Vorhofflimmern: zu hoher Blutdruck (Hypertonie), Übergewicht, Herzinsuffizienz, Erkrankungen der Herzklappen und übermässiger Alkoholkonsum.

Vorhofflimmern bleibt zwar oftmals symptomlos, kann sich aber auch durch einen schnellen, unregelmässigen Puls oder Herzklopfen bemerkbar machen. Einige Betroffene verspüren Kurzatmigkeit, Druck in der Herzgegend oder Angstzustände. Es ist wichtig, die Erkrankung frühzeitig zu diagnostizieren und zu behandeln, um zu verhindern, dass sie sich zu Komplikationen wie einem Schlaganfall oder Herzversagen entwickelt.