Die Nephrologie im Umbruch

In der Nephrologie stehen grosse Veränderungen an: Die Ankunft von Prof. Dr. med. Olivier Bonny im Februar hat frischen Wind in die Abteilung gebracht. Nun sollen die ambulanten Sprechstunden ausgebaut, Nierentransplantationen in den Fokus gerückt und mehrere Dialysemethoden angeboten werden.

Das HFR ist bekannt für seine Hämodialyse zur Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Nierenerkrankungen. So bekannt, dass die Abteilung Nephrologie im Spitalgebäude mit „Hämodialyse” angeschrieben ist. Dabei hat die Nephrologie noch viel mehr zu bieten, wie ihr neuer Leiter, Prof. Dr. med. Olivier Bonny, betont. Die meisten Patientinnen und Patienten, die von ihrem Hausarzt ans HFR überwiesen werden, leiden bereits an endgültigem Nierenversagen. „Es ist wichtig, dass diese Patientinnen und Patienten schon viel früher zu uns kommen, also noch bevor sie eine Dialyse benötigen”, erklärt Professor Bonny. Denn neue Behandlungsmethoden können das Fortschreiten der Nierenerkrankung verlangsamen, sofern sie frühzeitig zum Einsatz kommen.

Der Facharzt für Nierenerkrankungen baut deshalb die ambulanten Sprechstunden aus: Patientinnen und Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes, Nierensteinen oder anderen Leiden, die zu Nierenversagen führen, sollen möglichst früh behandelt werden können. Dazu hat er auch das Team der Nephrologie verstärkt. Das Ergebnis: Die Zahl der Sprechstunden nimmt zu und Anfang Juni konnte in Tafers eine neue ambulante Sprechstunde eröffnet werden, die sich speziell an deutschsprachige Patienten richtet und jeweils am Mittwochnachmittag von Dr. med. Robert Kalicki durchgeführt wird.

„Wir betreuen auch Transplantationspatienten”, erklärt der Nephrologe. „Wir bereiten sie auf den Eingriff vor und betreuen sie danach gemeinsam mit den Transplantationszentren der Unispitäler in Bern oder Lausanne langfristig weiter.” Bevor Prof. Dr. med. Bonny die Leitung der Nephrologie am HFR übernahm, war er am CHUV tätig, wo er sich heute noch zu 10 Prozent seltenen genetischen Nierenerkrankungen widmet, auf die er ebenfalls spezialisiert ist.

Bei endgültigem Nierenversagen ist eine Transplantation die beste Behandlung. Aber die Wartezeit für eine Spenderniere ist lang, zwischen zwei und fünf Jahre. Es ist daher wichtig, die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen auf mögliche Spender aus dem familiären Umfeld anzusprechen. Gelegenheiten dazu gibt es viele: während der Dialyse, der Sprechstunde oder im Rahmen eines Spitalaufenthalts. „Auf Anfrage unserer Kollegen begeben wir uns daher in die verschiedenen Spitalabteilungen und besprechen gemeinsam mit dem Patienten die verschiedenen Möglichkeiten,” so Professor Bonny.

Für ihn ist klar: „Die Dialyse ist die beste Option, wenn man auf eine Transplantation wartet oder wenn diese nicht möglich ist.” Auch in diesem Bereich will er das Angebot für die Freiburger Bevölkerung weiter ausbauen: „Wir wollen auch die Peritonealdialyse (Bauchfelldialyse) anbieten.” Diese Dialysemethode ist aktuell noch weniger verbreitet als die Hämodialyse, bietet aber einen interessanten Vorteil: Sie kann beim Patienten zu Hause durchgeführt werden. Dies ermöglicht Patientinnen und Patienten, die sonst für die Hämodialyse jede Woche rund zwölf Stunden am HFR verbringen, eine grosse Unabhängigkeit.

Das neue Angebot wird ab Oktober am HFR verfügbar sein. „Wir müssen das Team noch entsprechend schulen”, erklärt der Facharzt, dessen Abteilung neu über einen Ausbildungsplatz verfügt. „Früher kamen die Assistenzärztinnen und -ärzte nur im Rahmen ihres Turnus in der Inneren Medizin auf unsere Abteilung. Jetzt haben wir auch in der Nephrologie einen Ausbildungsplatz. Als Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Nephrologie lag mir das besonders am Herzen!” Ebenfalls am Herzen liegt Professor Bonny die Forschung. Diesen Bereich will er in einem zweiten Schritt ausbauen, sobald die Nephrologie alle Veränderungen umgesetzt hat.

Zwei verschiedene Dialysemethoden

Wenn die Nieren nicht mehr funktionieren, werden Stoffwechselabbauprodukte und überschüssiges Wasser nicht mehr aus dem Blut gefiltert. Dann übernimmt die Hämodialyse oder die Peritonealdialyse diese Aufgabe.

Bei der Hämodialyse wird das Blut vom Organismus in einen Dialysator (künstliche Niere) geleitet, der das Blut filtert. Um den Bluttransfer zu erleichtern, wird eine künstliche Verbindung zwischen einer Arterie und einer Vene (Dialyseshunt) angelegt.

Bei der Peritonealdialyse dient das Bauchfell als biologischer Filter. Das Bauchfell ist eine dünne Haut, welche die Bauchhöhle auskleidet und die Bauchorgane überzieht. Bei der Dialyse wird eine spezielle Lösung in die Bauchhöhle geleitet. Nach dem Prinzip der Osmose wandern giftige Stoffwechselprodukte und überschüssige Flüssigkeit aus dem Blut über das Bauchfell in die Dialyselösung, die dann über einen Katheter abgeleitet wird.