Stimmen aus dem Spital: „Wir singen für die Kinder”

Das freiburger spital rüstet sich für die Folgen der Coronavirus-Epidemie. Doch was geschieht hinter den Kulissen und wie erlebt das Spitalpersonal diese intensive Zeit? HFR-Mitarbeitende berichten täglich in der Chronik von La Liberté. Florence Lacombe Scuderi, Pflegefachfrau im Kindernotfall:

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Florence Lacombe Scuderi, Pflegefachfrau im 
Kindernotfall

Florence Lacombe Scuderi, Pflegefachfrau im Kindernotfall 

„Bei uns hat die Zahl der Sprechstunden abgenommen. Das hat zum Teil damit zu tun, dass die Menschen Angst haben, ins Spital zu kommen und sich mit dem Virus anzustecken. Andererseits erkranken die Kinder weniger häufig, weil die Schulen und Krippen geschlossen sind. Der Kindernotfall betreut im Moment zwischen 20 und 30 Patienten am Tag. Das ist vergleichbar mit den Zahlen im Sommer, im Winter sind es hingegen rund 100 Fälle pro Tag.

Wir kümmern uns hauptsächlich um kleine Wehwehchen, die zu Hause passiert sind, z. B. Stürze mit dem Velo oder dem Trottinett. Oder auch mal um ein Kind, das sich eine Perle in die Nase gesteckt hat.

Die Eltern können beruhigt sein: Unsere Abteilung ist voll funktionstüchtig und wurde an die Gegebenheiten der Pandemie angepasst. Es gibt zwei getrennte Behandlungspfade und eine Triage direkt beim Spitaleintritt. Die Wege wurden klar gekennzeichnet. Kinder, die auffällige Symptome aufweisen, haben ein eigenes Warte- und Behandlungszimmer.

Schwierig ist hingegen die Kontaktaufnahme zu den Kindern. Wir sind angezogen wie Astronauten und haben eine Maske vor dem Gesicht. Kleine Kinder können das nicht einordnen. Es ist viel schwerer, ihnen so die Angst zu nehmen und sie zu beruhigen. Wir singen oder sagen Fingerverse auf Deutsch oder Französisch auf, das ersetzt die Seifenblasen und Spielzeuge, die wir aus Hygienegründen nicht mehr verwenden können.

Ausserdem können die Kinder nur mit einer Begleitperson kommen, was manchmal für Verständnisprobleme sorgt. Der Elternteil, der mit dem Kind ins Spital kommt, ist nicht zwangsläufig derjenige, der am besten Deutsch oder Französisch spricht oder das Kind am besten trösten kann.

Aber wir passen uns an jede Situation an und die Menschen zeigen viel Verständnis. Die ersten Tage waren belastend, aber jetzt haben wir unseren Rhythmus gefunden. Man darf auf keinen Fall zögern, in den Kindernotfall zu kommen, insbesondere jetzt im Frühling, wo es aufgrund der Pollen zu Asthmaanfällen kommen kann. Wir sind da, um Sie sicher zu betreuen.”

Magalie Goumaz

La Liberté (16.04.2020)