Das medizinisch-pflegerische Personal wird für Senslerdeutsch sensibilisiert
Die Kommunikation zwischen den Patientinnen und Patienten und dem medizinisch-pflegerischen Personal ist von zentraler Bedeutung: Eine gute Verständigung spielt bei allen Etappen der Behandlung von gesundheitlichen Problemen eine wesentliche Rolle. Das HFR Tafers ist sich dieser Herausforderung bewusst. Obwohl alle Mitarbeitenden Deutsch sprechen, versteht ein Teil des Personals kein Senslerdeutsch. Auf Initiative der Abteilung Innere Medizin und in Zusammenarbeit mit dem Dialektologen Christian Schmutz wurde ein Pilotkurs für das Personal des HFR Tafers erfolgreich durchgeführt. Der nächste Kurs im Juni steht dem gesamten im Sensebezirk tätigen medizinisch-pflegerischen Personal offen.
Die Sprache spielt in der Beziehung zwischen der Pflegefachperson und der Patientin oder dem Patienten eine entscheidende Rolle, um unmissverständlich zu kommunizieren und die Bedürfnisse der Patientin oder des Patienten besser zu verstehen. Beherrschen die Mitarbeitenden die Sprache der Patientinnen und Patienten, fördert dies das Vertrauen und stärkt die therapeutische Beziehung sowie die Adhärenz zur Behandlung. Umgekehrt können Sprachbarrieren zu Fehlern und zu mehr Stress sowohl auf der Patienten- als auch auf der Mitarbeitendenseite führen.
Das HFR Tafers ist sich dieser Herausforderung bewusst, schliesslich will und muss es für die Bevölkerung Pflegeleistungen in den beiden Amtssprachen des Kantons erbringen. Selbst wenn das Personal zweisprachig ist oder Deutsch spricht, beherrscht es nicht unbedingt den Sensler Dialekt. Wenn eine Sensler Patientin berichtet, sie habe «Müeh z’blaase» und das ärztliche Team die Harnblase zu untersuchen beginnt, dann ist es Zeit für einen Kurs in Sensler Sprache und Kultur!
Dr. med. Andreas Ebneter, Chefarzt der Abteilung Innere Medizin, hat bei seinem Stellenantritt am HFR Tafers im April 2024 beschlossen, sich der Herausforderung zu stellen. So wurde in Zusammenarbeit mit dem Sensler Dialektologen Christian Schmutz im vergangenen Herbst ein Pilotkurs «Kultur und Dialekt des Senselands» zur Sensibilisierung der Sensler Sprache und Kultur mit zwölf medizinisch-pflegerischen Mitarbeitenden durchgeführt. Die Rückmeldungen zum Pilotkurs sind durchgehend positiv: Alle Teilnehmenden bestätigen, dass sie durch den Kurs für das Grundproblem sensibilisiert wurden. Sie konnten ihr Wissen erweitern und die Qualität ihrer Arbeit verbessern, weil sie die Patientinnen und Patienten jetzt besser verstehen. Die Ergebnisse werden demnächst auf dem Frühjahrskongress der Schweizerischen Gesellschaft für Allgemeine Innere Medizin in Basel vorgestellt. Der Ansatz könnte auch für andere Schweizer Regionen relevant sein.
Aufgrund dieses ersten Erfolgs wird bald ein zweiter Kurs organisiert, der dieses Mal dem gesamten medizinisch-pflegerischen Personal des Sensebezirks offensteht, beispielsweise auch dem Personal der Pflegeheime. Er findet am 3. und 17. Juni während je anderthalb Stunden statt. «Danach werden die Teilnehmenden sicher nicht Senslerdeutsch reden können, aber vielleicht die wichtigsten Wörter verstehen und gefährliche Fallstricke umgehen», sagt Christian Schmutz, Kursleiter und Autor des Senslerdeutschen Wörterbuchs.
Verantwortlich für die Verbindung zum medizinisch-pflegerischen Bereich ist Dr. med Anja Bohr, gebürtige Plaffeierin, die nun als Ärztin ins HFR Tafers zurückgekehrt ist: «Ungeachtet der heutigen technischen und apparativen diagnostischen Möglichkeiten bleibt das Gespräch auf dem Weg zur Diagnosefindung zentral. Dieser Kurs kann Hemmschwellen abbauen und Horizonte erweitern». Die Organisatorinnen und Organisatoren sind sich sicher: Danach wird «blaase» (atmen) nicht mehr mit der «Blase» verwechselt.
Kursausschreibung
Anmeldung bis 1. Mai via sentr@frafyreubgyvar.puhc.eniltohrelsnes@egarf