Nach 39 Jahren im Dienste der Patientinnen und Patienten beginnt ein neues Kapitel

Sechs Direktionen und drei Chefärzte, rund 27 000 Patientinnen und Patienten: Von ihren Kolleginnen und Kollegen wird Nathalie Missegue-Tercier gerne auch als «eine wandelnde Bibliothek» beschrieben. Nun beschliesst sie ihre Karriere am freiburger spital (HFR), wo sie ihre Ausbildung absolviert und 39 Jahre lange gearbeitet hat, und schlägt ein neues Kapitel auf.
1983 betrat Nathalie Missegue-Tercier zum ersten Mal das HFR und begann ihre Ausbildung zur Radiologiefachfrau (MTR), die damals noch aus einer dreijährigen Lehre bestand (Anm.: Die Ausbildung zur Radiologiefachperson [MTR] erfolgt mittlerweile an einer Fachhochschule).
Mit ihrem Diplom in der Tasche und einigen Monaten Praxiserfahrung in der Radiologie trat sie wenig später in der Abteilung Radio-Onkologie ihren Dienst an. Dort sind die Arbeitstage vollgepackt: Nur gerade zwei Mitarbeiterinnen kümmern sich um 20 bis 25 Patientinnen und Patienten pro Tag – wobei sie zwischen administrativen Aufgaben, beratenden Tätigkeiten und Behandlungen jonglieren.
Eine Karriere im Gleichschritt mit der Technologie
«Es fühlt sich so an, als wäre ich von der Steinzeit ins 21. Jahrhundert gelangt», meint sie und spielt damit auf den technologischen Wandel im Gesundheitswesen an. Die Bestrahlungszeiten sind im Vergleich zu früher drastisch gesunken. Früher musste man mit etwa zehn Minuten Bestrahlung pro Strahlenbündel und 30 Minuten pro Patientin oder Patient rechnen, heute sind für die Bestrahlung lediglich noch zwei bis drei Minuten nötig.
Im Laufe der Jahre wurde das HFR modernisiert, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, und Nathalie Missegue-Tercier hat dabei mehrere Gerätegenerationen kennengelernt. In ihrer Abteilung greifen die Kolleginnen und Kollegen deshalb gerne auf ihr Gedächtnis und ihr Fachwissen zurück. Sie erzählt: «Kürzlich hatte ein Patient, den ich im Jahr 2000 behandelt hatte, Fragen zu seinem Patientendossier. Die Dokumente damals sahen noch ganz anders aus als heute und meine Kolleginnen und Kollegen baten mich, seine Krankheitsgeschichte zu rekonstruieren. Ich sass eine ganze Weile mit dem Physiker zusammen, um die damalige Behandlung und die verabreichten Dosen abzubilden.»
Eine frühe Bestimmung
Dank ihrer technischen Affinität fand sie schon früh ihre berufliche Bestimmung: Bereits im Alter von 13 Jahren machte sie ein erstes Praktikum in der Radiologie, damals noch als Orientierungsschülerin.
Seit Beginn ihrer beruflichen Karriere – und bis heute – liebt sie den Kontakt mit den Patientinnen und Patienten. «Es ist mir wichtig, mich von ihnen zu verabschieden und ihnen mitzuteilen, ob ich bei ihrem nächsten Termin im Dienst bin. Sie hängen an uns und das beruht auf Gegenseitigkeit.»
Der erste Kontakt mit der Patientin oder dem Patienten erfolgt beim CT und am Therapieplatz. «Unsere Aufgabe ist es, die Patientinnen und Patienten zu beruhigen, angemessen auf sie einzugehen und sicherzustellen, dass sie verstanden haben, was von ihnen erwartet wird», erklärt Nathalie Missegue-Tercier.
Und sie ergänzt: «Eines der schönsten Komplimente, die ich je bekommen habe, stammt von der Tochter einer Patientin, die selber im medizinischen Bereich tätig war und mir erzählte, dass ihre Mutter bei uns das Gefühl hatte, die einzige Patientin zu sein, da wir uns so gut um sie kümmern würden!»
Auf die Frage, was sie vermissen werde, antwortet sie ohne zu zögern: «Meine Patientinnen und Patienten werden mir fehlen! Der Kontakt zu den Menschen wird mir generell fehlen, aber auch meine Kolleginnen und Kollegen. Trotzdem freue ich mich darauf, am Morgen keinen Wecker mehr stellen zu müssen!»
«Eines der schönsten Komplimente, die ich je bekommen habe, stammt von der Tochter einer Patientin, die selber im medizinischen Bereich tätig war und mir erzählte, dass ihre Mutter bei uns das Gefühl hatte, die einzige Patientin des Tages zu sein, da wir uns so gut um sie kümmern würden!»
Ein prall gefüllter Ruhestand
Was den Start ins Rentnerleben anbelangt, empfindet Nathalie Missegue-Tercier eine gewisse Vorfreude. Sie hat aber auch ein wenig Angst vor der vielen Zeit, die sie ab dem Zeitpunkt für sich selber haben wird.
Sie weiss aber schon sehr genau, wie sie ihre Tage füllen wird: Sie möchte die Zeit mit ihrem Mann und ihren Enkelkindern geniessen. Zudem verfügt sie über einen CAS in Hypnose und hat bereits eine eigene Praxis. Am 1. April sollen neue Räumlichkeiten eröffnet werden. «Dadurch kann ich mit den betreuten Menschen in Verbindung bleiben.» Ich werde mich aber nicht darauf beschränken, denn ich habe Lust, auch andere Sachen zu machen, z. B. Wandern, Nähen, Fotografieren oder Reisen.»
Wir wünschen ihr alles Gute für diesen neuen Lebensabschnitt!