Zwei Jahre intensiver Weiterbildung, eine Verteidigung und eine Überzeugung, die trägt: Pflege muss sinnvoll und menschlich sein.

Kategorie : Aus- und Weiterbildung
Authored by Nadine Clément
Dienstag 23 Dezember 2025
CFS soutenance Kelly Gagnard

Fachpersonen auszubilden, die fundierte klinische Kompetenzen entwickeln, die Pflegequalität nachhaltig verbessern und in komplexen Situationen sicher handeln können – das ist das Ziel der Weiterbildung zur Pflegeexpertin oder zum Pflegeexperten NDS HF. Das Nachdiplomstudium umfasst mehrere Spezialisierungsbereiche und verbindet über zwei anspruchsvolle Jahre hinweg Theorie, Praxis und vertiefte Reflexion. Den Abschluss bildet die Verteidigung einer wissenschaftlichen Arbeit, die fest in der beruflichen Realität der Studierenden verankert ist. 
Sowohl die Ausbildnerinnen und Ausbildner des Berufsbildungszentrums Pflege (BBZ) als auch das Publikum aus den Lernorten Praxis würdigten den Einsatz und die Professionalität der Studierenden.

In diesem Blogartikel kommt Kelly Gagnard, Pflegefachfrau in der Notaufnahme der Établissements Hospitaliers du Nord Vaudois (eHnv) und Nachdiplomstudentin in Notfallpflege, zu Wort. Ihr Werdegang und ihre Erfahrungen veranschaulichen eindrücklich die Bedeutung, die Herausforderungen und die konkreten Auswirkungen dieser Weiterbildung auf die berufliche Praxis.

Manche Verteidigungen markieren das Ende eines langen Ausbildungsweges.
Andere wiederum sind der Ausgangspunkt für neue Projekte.

Vor einer Expertenjury des BBZ verteidigte Kelly Gagnard ihre Abschlussarbeit über Protokolle im Umgang mit Aggression und Gewalt in der Notaufnahme. Damit schloss sie ihre zweijährige Spezialisierung in der Notfallpflege NDS HF erfolgreich ab. Die Pflegefachfrau mit 12 Jahren Berufserfahrung, die seit 2019 in der Notaufnahme der Établissements Hospitaliers du Nord vaudois (eHnv) tätig ist, geht gestärkt, reflektierter und mit einem geschärften Verständnis für den Kern ihres Berufs aus dieser Weiterbildung hervor.

«Ich habe mich als Pflegefachfrau weiterentwickelt.»

Bessere Versorgung durch Verständnis

Sich für dieses Nachdiplomstudium zu entscheiden, bedeutete, hohe Anforderungen in Kauf zu nehmen: Disziplin, eine hohe Arbeitsbelastung und das ständige Hinterfragen des eigenen Handelns. Für Kelly war diese intensive Ausbildung jedoch vor allem eine Zeit der Weiterentwicklung und der Klarheit.

«Das Warum und das Wie zu verstehen, hat mich schon immer interessiert. Verändert sich ein klinischer Parameter, will ich wissen, was im Körper gerade passiert. Dieses Verständnis hochspezialisierter Mechanismen ermöglicht es, Entwicklungen vorauszusehen und zu vermeiden, dass etwas übersehen wird.»

Dieses vertiefte Verständnis erhöht die Sicherheit in der Pflege, macht die Teams selbstbewusster und ermöglicht eine angemessenere und umsichtigere Betreuung der Patientinnen und Patienten.
Denn: Verstehen schafft Orientierung. Und Orientierung schafft Sicherheit.

CFS soutenance Kelly Gagnard
Die Patientinnen und Patienten stehen an erster Stelle

Auch wenn ihre Arbeit auf wissenschaftlichen Artikeln, Schweizer und internationalen Studien sowie bewährten Protokollen basiert (insbesondere zum Code Blanc, dem Alarmprotokoll bei Aggression oder Gewalt) hat Kelly nie das Wesentliche aus den Augen verloren: den Menschen.

«Mir war das Zwischenmenschliche schon immer wichtig. Ein hohes Mass an Einfühlungsvermögen begleitet mich seit Beginn meiner Tätigkeit und ist durch meine langjährige Erfahrung kontinuierlich gewachsen.»

In der Notaufnahme, wo Druck und Anspannung oft besonders spürbar sind, entscheidet sie sich bewusst dafür, die Patientinnen und Patienten auch in den komplexesten Situationen, in denen sie unruhig, psychisch angeschlagen oder ängstlich sind, in den Mittelpunkt zu stellen.

«Meine Ausbildnerin sagte einmal: ‹Man spürt, dass dein Patient zu deinem Kampf wird.› Und das stimmt. Solange er bei mir in der Notaufnahme ist, stehe ich ihm bei.»

Deeskalation statt Zwangsmassnahmen

Eine der wichtigsten Botschaften ihrer Arbeit räumt mit einem gängigen Vorurteil auf: Massnahmen wie der Code Blanc dienen nicht dazu, einen Zwang auszuüben. Im Gegenteil, sie sollen Zwang verhindern.

«Entgegen der landläufigen Meinung dient der Code Blanc nicht dazu, Menschen anzubinden. Er dient vielmehr dazu, genau das zu vermeiden.»

Mit einem klaren Protokoll, angemessener Körpersprache, einer ruhigen Stimme, frühzeitiger Deeskalation und achtsamer Präsenz lassen sich kritische Situationen oft in eine kontrollierte und sichere Betreuung überführen – für Patientinnen, Patienten und Pflegefachpersonen gleichermassen.
Kelly erzählt von einer Patientin, die nach einer extrem angespannten Situation sagte:
«Danke, ich fühle mich besser, ich fühle mich sicher.»
Ein Augenblick, der zeigt, dass es sich lohnt.

CFS soutenance Kelly Gagnard
Eine Verteidigung mit Vision: die Vereinheitlichung der Praxis

Kelly ist es ein Anliegen, ihre Arbeit konkret in die Tat umzusetzen, ihre tägliche Praxis zu verbessern und zu einer gelasseneren und sicheren Teamdynamik beizutragen. Für sie ist die Weiterbildung nur dann sinnvoll, wenn das Gelernte im direkten Patientenkontakt im Alltag der Notaufnahme angewendet wird. 

«Es ist eine Weiterbildung, die uns im Alltag nützt. Sie hilft uns, die Patientenbetreuung zu verbessern.»

Zwei intensive Jahre, eine erfolgreiche Verteidigung und eine spezialisierte Pflegefachfrau, die das Beste verkörpert, was die Notfallpflege zu bieten hat: Kompetenz, Sorgfalt und Menschlichkeit.

Und Kelly ist nicht die Einzige: Mit ihr haben weitere 44 Studierende ihre Arbeiten erfolgreich verteidigt. Die Ausbildnerinnen und Ausbildner des BBZ heben das beeindruckende Engagement der Studierenden hervor und loben die hervorragende Qualität ihrer Abschlussarbeiten. 
 

Fachausbildung

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