Mein Werdegang am HFR – eine Erfolgsgeschichte «Die überschaubare Grösse des Spitals und die damit verbundene rasche Unterstützung vonseiten der Chefärztinnen und Chefärzte machten es möglich.»

Kategorie : HFR
Authored by Priska Rauber
Donnerstag 26 Juni 2025
Dre Audrey Boll -  Meyriez - Murten

Eigentlich sollte sie Oberärztin am CHUV werden, wo sie ihre zweite Weiterbildung zur Fachärztin der Intensivmedizin absolvierte. 2010 macht sie aber für ein Jahr einen Abstecher ans freiburger spital (HFR), um in einem kleineren Spital Berufserfahrung zu sammeln. Und genau in dieses kleinere, «überschaubare» Spital wird es sie letztendlich (vom riesigen Hôpital Universitaire Pitié Salpêtrière) hin verschlagen. Dort wird sie die Unterstützung erhalten, die sie sich immer wünschte. 

«In den Momenten, in denen ich über die nächsten Schritte in meiner beruflichen Laufbahn grübelte, konnte ich immer auf die Unterstützung meiner Vorgesetzten zählen. Dank der überschaubaren Grösse des HFR schenkten mir die Abteilungsleiterinnen und -leiter – sogar der ehemalige Direktor, der an den Standorten sehr präsent war – stets ein offenes Ohr und boten mir immer wieder Möglichkeiten, um über den Tellerrand zu schauen», sagt Dr. med. Audrey Boll, Chefärztin der Permanence am HFR Meyriez-Murten, anerkennend. 
Natürlich sei so eine Unterstützung auch in einem grossen Universitätsspital möglich, fügt sie hinzu, «aber das geht dann nicht so rasch. Am HFR kann man viel schneller ein Netzwerk aufbauen. Ist das Interesse vonseiten der Vorgesetzten da – und das war bei meinen Vorgesetzten der Fall –, dann kennen sie die Menschen und die Gegebenheiten.»


Die Fachärztin für Allgemeine Innere Medizin entscheidet sich im Jahr 2009 dazu, sich zusätzlich in Intensivmedizin weiterzubilden. So beginnt sie ihre zweite Weiterbildung am CHUV. Zu diesem Zeitpunkt kommt sie erstmals mit dem HFR in Berührung. «Während der Weiterbildung muss ein Jahr in einem anderen Universitätsspital absolviert werden», erklärt sie. Die besten Leute, potenzielle Oberärztinnen und Oberärzte, werden in ein kleineres Spital entsandt, um dort Berufserfahrung zu sammeln. Aus diesem Grund macht Audrey Boll 2010 einen einjährigen Abstecher als stellvertretende Oberärztin der Intensivpflege ans HFR. Danach kehrt sie nach Lausanne zurück, um ihre Weiterbildung abzuschliessen. 


Die Herztransplantation, deren Folgen und das Schicksal der Menschen, die sie bisweilen über Monate hinweg betreut, haben es ihr angetan. Sie ist ehrgeizig und unerschrocken und erhält eine auf ein Jahr befristete Stelle im Pariser Hôpital Universitaire Pitié Salpêtrière. «Das war ein unglaubliches Jahr!» Die Rückkehr von Paris nach Lausanne ist nicht einfach. Sie hängt noch am Pitié Salpêtrière, kehrt mindestens einmal im Monat an ihren freien Tagen dorthin zurück. «Aber das war anstrengend. Es musste sich etwas ändern.» 

Zwei Länder, zwei Wohnorte, zwei Jobs

Als sie ausserhalb des CHUV nach neuen Eindrücken sucht, lernt sie Vincent Ribordy, den derzeitigen Klinikchefarzt der Notaufnahme des HFR, kennen. Er hört ihr zu und rät ihr, sich mit Dr. med. Govind Oliver Sridharan, damaliger und heutiger Klinikchefarzt der Intensivpflege, in Verbindung zu setzen. Vielleicht hätte er ja eine Stelle für sie in Freiburg. Ihr berufliches Netzwerk wächst. Dadurch bietet sich ihr die Gelegenheit eines Oberarztpostens. Dieser Tätigkeit geht sie während einer Woche pro Monat nach, die restlichen drei Wochen arbeitet sie weiterhin in Paris. 


So pendelte sie also zwischen dem HFR und dem Hôpital Universitaire Pitié Salpêtrière. «Aber irgendwann musste ich mich entscheiden. Zwei Länder, zwei Wohnorte, zwei Jobs: Das ist nun wirklich nicht das Nonplusultra!» Im Januar 2017 trifft die Oberärztin eine Entscheidung – zugunsten des HFR. Acht Monate später wird sie zur Leitenden Ärztin der Intensivpflege ernannt. 


War sie nun endlich angekommen? Könnte man meinen. Das Kennenlernen ihres zukünftigen Ehemanns und ein Kreuzbandriss, infolgedessen sie 2018 acht Wochen pausieren musste, machten ihr einen Strich durch die Rechnung. Immerhin konnte sie die Zwangspause nutzen, um über die weitere Karriere als Intensivmedizinerin nachzudenken, und darüber, wie sie (vor allem als Frau) neu Beruf und Familie unter einen Hut bekommt. 


«Und erneut hat man mir zugehört und mir die nötige Unterstützung zugesichert. Ich wollte so lange bleiben, bis ein Ersatz für mich gefunden wurde. Ich war es ihnen schuldig, nicht einfach abzuhauen und sie im Regen stehen zu lassen. Ich bin immer noch sehr dankbar für meinen Wechsel in die Intensivpflege.»
 

Und es lohnt sich

So kommt es, dass ihr das HFR angesichts ihrer Kompetenzen und nach ihren Wünschen und Möglichkeiten Ende 2019 die Stelle als Leitende Ärztin der Permanence in Meyriez-Murten anbietet, im Mai 2021 die der Chefärztin. Eine leitende Funktion ohne Nachtschichten also, die sich besser mit ihrer Rolle als Mutter eines kleinen Sohnes vereinbaren lässt.


Dr. med. Audrey Boll liebt ihren Beruf, die Abwechslung zwischen Teamführung, Permanence und klinischer Tätigkeit. Aber die Erschöpfung holt sie ein. «Wissen Sie, dieser Moment, in dem eine einfache E-Mail Aggressionen auslöst …» Um wieder etwas positive Energie zu tanken, zieht sie eine Managementausbildung an der Universität Neuenburg in Betracht: sechzehn Freitage, nach Abschluss der Ausbildung nur ein Job. Machbar. 


Aber das Budget der Inneren Medizin ist begrenzt. Doch dank der Unterstützung von Prof. Dr. med. Julien Vaucher und Dr. med. Anne-Catherine Barras-Moret, Chefarzt bzw. stellvertretende Chefärztin des Departements für Innere Medizin, gelingt es, die finanziellen Mittel für ihr CAS in Hospital Leadership bereitzustellen. «Mit diesem neu erworbenen Know-how konnte ich der Fachgruppe beitreten, die sich mit den Bedürfnissen des neuen Spitals befasst», freut sie sich.


In dieser Geschichte zeigt sich, dass sich ein offenes Ohr und die Unterstützung der Mitarbeitenden immer lohnt.