Wie wird die Qualität der Pflege bewertet?

Die Qualität der Pflege ist nicht nur der Eindruck, der beim Verlassen des Spitals bleibt. Sie ist seit 2009 im Bundesgesetz über die Krankenversicherung (KVG) verankert und unterliegt einem strengen Überwachungsprozess. Die Labels und Zertifikationen, die bestimmte Abteilungen nach einem anspruchsvollen Verfahren erhalten, stehen für Qualität und eine effiziente Versorgung.
Sie haben wahrscheinlich bereits gehört, dass die Intensivpflege des HFR, ebenso wie das Labor und die Abteilung Palliative Care, zertifiziert ist. Weniger bekannt sind jedoch die Qualitätsanforderungen, die diesen Labels und Zertifikationen zugrunde liegen. Sie beziehen sich auf Kriterien betreffend Personal, Infrastruktur, Prozesse, Weiterbildung, Forschung sowie bestimmte Indikatoren und andere Kennzahlen.
Das anspruchsvolle Zertifizierungsverfahren beruht auf fünf Grundsätzen:
- Mehrwert Ein Zertifikat bestätigt, dass eine Leistung oder ein Managementsystem mehr bietet als die gesetzlich geforderten Grundvoraussetzungen. Dieser Wert muss auf der Grundlage zuverlässiger, idealerweise in der Schweiz und international anerkannter Indikatoren quantifizierbar und erklärbar sein.
- Qualifizierung der Akkreditierungsstelle Die Institution, die die Zertifizierung verwaltet, muss nicht nur fachliche Kompetenz im zertifizierten Bereich besitzen, sondern auch im Management sowie bei den Zertifizierungsmethoden.
- Transparenz Die Standards, die für den Erhalt der Zertifikation erfüllt werden müssen, müssen klar definiert und für alle interessierten Parteien – Patientenschaft, Versicherungen oder Behörden – zugänglich sein. Sie werden innerhalb der betroffenen Berufszweige und Verbände oder von den Behörden auf Bundes- oder Kantonsebene anerkannt.
- Audit Eine Zertifizierung durchläuft vier Stufen.
Zunächst führt die antragstellende Einrichtung eine standardisierte Selbstbewertung durch. Danach besichtigt die Zertifizierungsstelle die Räumlichkeiten.
Es finden Interviews statt, Abläufe werden beobachtet und bestehende Standards sowie Indikatoren geprüft. Dieselbe Stelle erstellt anschliessend mit den erfassten Daten einen Prüfbericht.
Schliesslich analysiert ein unabhängiger Rat die Bewertung und entscheidet darüber, ob die Zertifizierung erteilt, mit Auflagen erteilt oder abgelehnt wird.
- Gültigkeit der Zertifikation Gemäss den in der Zertifizierung festgelegten Fristen erfolgen regelmässig Überwachungsaudits, um zu überprüfen, ob die Leistungen auf demselben Niveau bleiben. Gleichzeitig wird beurteilt, ob sich die antragstellende Einrichtung den allfälligen Entwicklungen in der Branche angepasst hat.
Das Verfahren gewährleistet, dass eine Zertifizierung für hohe Qualität und eine effiziente Versorgung steht. Am HFR sind zahlreiche Abteilungen zertifiziert oder rezertifiziert: das Labor, die Abteilung Palliative Care, die Stroke Unit (die auf die Behandlung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten spezialisiert ist; siehe dazu Doppelseite 4/5), die Intensivpflege, die Abteilung Allgemeine Chirurgie, das Berufsbildungszentrum Pflege, die Sportmedizin, das Brustzentrum und die Direktion Finanzen. Darüber hinaus laufen derzeit mehrere Zertifizierungsverfahren, beispielsweise für das Endometriosezentrum oder den Orthogeriatrischen Behandlungspfad.
Datenerhebung
Um den Patientinnen und Patienten die bestmögliche Betreuung zu gewährleisten, «konzentrieren sich die Bemühungen auf die Verbesserung der Qualität im Allgemeinen, die kontinuierliche Verbesserung sowie das Risiko- und Prozessmanagement», erklärt Janick Gross, Qualitätsmanagerin des HFR. Das KVG verpflichtet übrigens die medizinischen Leistungserbringer (z. B. Spitäler, Ärztinnen und Ärzte, Laboratorien), Qualitätsindikatoren zu erfassen und zu melden.
Dabei werden spezifische Daten wie die Zufriedenheit der Patientenschaft, der Zuweiserinnen und Zuweiser oder die Qualität der Behandlung erhoben. Die Behandlungsqualität umfasst unter anderem landesweit durchgeführte Messungen wie die Anzahl der Infektionen der Operationsstelle, die Zahl der erneuten Spitaleinweisungen sowie verschiedene Indikatoren aus dem Bereich der Rehabilitation.
Transparenz der Ergebnisse
Die Erhebung der medizinischen Qualitätsindikatoren wird jährlich vom Nationalen Verein für Qualitätsentwicklung in Spitälern und Kliniken (ANQ) koordiniert. Gemäss dem «Nationalen Qualitätsvertrag» steuert dieser die Umsetzung der nationalen Qualitätsmessungen. Die Messergebnisse werden anschliessend transparent auf dem Webportal des ANQ publiziert und erlauben einen schweizweiten Vergleich. Die Vergleiche sind zwar nicht immer uneingeschränkt aussagekräftig, dennoch lässt sich festhalten, dass sich das HFR konstant im schweizerischen Durchschnitt bewegt.