Die Jagd nach dem Unsichtbaren: die Rolle der Spitalhygiene am HFR

Am HFR wacht eine Schatteneinheit unermüdlich über die Sicherheit der Patientinnen und Patienten. Jeden Tag schult, kontrolliert und handelt das Team der Spitalhygiene, um nosokomiale Infektionen zu verhindern und die Ausbreitung von multiresistenten Keimen einzudämmen. Eine wichtige Arbeit, die Früchte trägt: Die Zahl der am HFR erworbenen Infektionen liegt unter dem nationalen Durchschnitt.
Die Spitalhygiene ist eine der medizinischen Direktion angegliederte Abteilung. Das eigenständige medizinisch-pflegerische Team besteht aus fünf Fachexpertinnen und -experten für Infektionsprävention im Bereich der Pflege (EPIAS) sowie einer Fachärztin und einem Facharzt für Infektiologie, die einen Teil ihres Pensums den Aufgaben der Spitalhygiene widmen.
«Wir sind eine Supportabteilung für alle Mitarbeitenden, egal ob sie direkten Patientenkontakt haben oder nicht. Unsere Funktion ist transversal», erklärt Martine Saramon Sudan, Leiterin der Spitalhygiene. Seit 24 Jahren ist sie nun schon in der Abteilung Spitalhygiene des HFR tätig. Bevor sie nach dem Erwerb des «Brevet fédéral de gestion de proximité» (Ausbildung zur Führungsfachfrau) zur Abteilungsleiterin befördert wurde, arbeitete sie als EPIAS.
Infektionen vorbeugen und eindämmen
Die Hauptaufgabe der Spitalhygiene besteht darin, nosokomiale Infektionen zu vermeiden (siehe Seite 18). In der Schweiz erleiden etwa 6 von 100 Patientinnen und Patienten eine solche Infektion. Das Programm der Spitalhygiene orientiert sich an einer nationalen Strategie. Dazu gehören unter anderem die Evaluation der beruflichen Praxis des Personals, die Erfassung nosokomialer Infektionen nach Operationen, die Vermittlung von Präventionsmassnahmen wie der Handhygiene, die Kontrolle saisonaler Grippeausbrüche, die Überwachung der Umgebung durch Wasserproben sowie die Erstellung interner Empfehlungen.
Eine weitere grosse Herausforderung ist der Kampf gegen die Ausbreitung multiresistenter Erreger, die gegen die üblichen Antibiotika resistent sind. Werden diese als Ursache einer Infektion (z. B. Wunde) identifiziert, gestaltet sich die Behandlung schwierig. Während die Fachärztin oder der Facharzt für Infektiologie in dieser Situation für die bestmögliche Behandlung zuständig ist, liegt der Fokus der Spitalhygiene auf der Schulung des Personals, um dieses umfassend mit den Massnahmen zur Verhinderung der bakteriellen Übertragung zwischen Patientinnen und Patienten vertraut zu machen.
Die Handhygiene spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn sie bleibt die zuverlässigste Massnahme, um die Verbreitung von Keimen einzudämmen und eine Epidemie in den Griff zu bekommen. Darauf wird am HFR jedes Jahr am 5. Mai im Rahmen einer jährlichen nationalen Präventionskampagne aufmerksam gemacht. Aber auch andere Massnahmen tragen zur Prävention bei, beispielsweise Infobroschüren für die betroffenen Patientinnen und Patienten, eine Unterbringung in einem Einzelzimmer oder die Verwendung eines elektronischen Warnhinweises, der ab dem Eintritt ins HFR eine der Situation angepasste Versorgung sicherstellt.
Schulung zu den Massnahmen
«Sobald man die Übertragungswege von Keimen verstanden hat, versteht man auch, wann es wichtig ist, sich die Hände zu desinfizieren und eine Maske zu tragen», meint Martine Saramon Sudan. Die Spitalhygiene misst den Schulungen zu den Präventionsmassnahmen grosse Bedeutung bei und führt diese regelmässig für das gesamte Personal durch – von den Lernenden über die Mitarbeitenden der Hauswirtschaft und die Medizinstudierenden bis hin zu den Mitarbeitenden der Pflege.
Zu ihrer Aufgabe gehört es auch, die Patientinnen und Patienten sowie die Besuchenden ausführlich über die Präventionsmassnahmen aufzuklären. Relevante Informationen werden im Spital über Plakate und Videos verbreitet oder auf der Website des HFR veröffentlicht. Wer sich regelmässig die Hände desinfiziert oder bei Husten seinen Besuch verschiebt, handelt verantwortungsbewusst und schützt die Patientinnen und Patienten. «Die Prävention von Infektionen geht uns alle an!»
Anpassung und Zusammenarbeit
«Unser Beruf entwickelt sich ständig weiter – sei es durch das Auftreten von Pandemien wie der Covid-19-Pandemie oder durch neue resistente Erreger», unterstreicht Martine Saramon Sudan.
Einst hatten es die Teams nur mit einem einzigen multiresistenten Erreger zu tun, heute sind es deren fünf. Dass diese auftreten und sich verbreiten, könnte auf die globale Mobilität der Menschen (z. B. Reisen) oder auf den vermehrten Einsatz von Antibiotika zurückzuführen sein.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) und das Nationale Zentrum für Infektionsprävention Swissnoso haben das Pflichtenheft der Abteilungen, die für die Infektionsprävention zuständig sind, definiert. Das HFR verfolgt einen konsequenten Qualitätssicherungsansatz und hält sich strikt an die Anforderungen. Es beteiligt sich kontinuierlich an nationalen Erhebungen und Überwachungsprogrammen. Zudem nehmen die Mitarbeitenden der Spitalhygiene regelmässig an Weiterbildungen teil, die von den Universitätsspitälern organisiert werden, um stets auf dem neuesten Wissensstand zu bleiben.
Die Spitalhygiene und das gesamte Spitalpersonal spielen also eine zentrale Rolle bei der Prävention von Infektionen. Ihrem Einsatz und ihrer Sorgfalt ist es zu verdanken, dass die Infektionsrate des HFR unter dem Schweizer Durchschnitt liegt und den nationalen Normen entspricht.